Montag, 23. Februar 2015

The man in the high castle (Pilotfolge)


 I did nazi that comin' ...


Die gute Nachricht: der zweite Weltkrieg ist vorbei. Die schlechte: die Nazis haben gewonnen. Zusammen mit Japan. Und darum teilen sie sich dieses kleine unbedeutende Land Amerika untereinander auf. Gerecht 1:3 zu Gunsten der Deutschen, mittendrin eine dezente Pufferzone. Aber ... haben die Nazis den Krieg wirklich gewonnen? Wenn nein, warum beherrscht das Hakenkreuz dann das Straßenbild?

"The Man In The High Castle" ist eine von Amazon produzierte Serienverfilmung des gleichnamigen Romans aus 1962 von Philip K. Dick. Einzugliedern ist die Serie irgendwo zwischen Drama, SciFi und Thriller, gesprochen wird deutsch, englisch und japanisch. Zumindest im Original. 



Die Serie ist düster aber hochwertig produziert, stellt die Faszination des Regimes in ein völlig neues Szenario, die Darsteller überzeugen noch nicht so 100%ig (einige) doch das machen die gesamte Handlung, die Kulisse und der Erzählstil wett. Die Amazon Studios haben sich dafür als ausführenden Produzenten immerhin niemand geringeren als Ridley Scott ins Boot geholt (Good Wife [TV-Serie], Exodus [Spielfilm], American Gangster [Spielfilm]).

Die Dystopie erinnert - und das meine ich nicht positiv - etwas an Lost. Zumindest, was den Piloten betrifft. Und sehr viel mehr ist ja noch nicht im Umlauf. Immerhin kam der Pilot gut genug an um in Serie zu gehen. Soviel ist schon mal durchgedrungen. Am Ende steht man mit einer unglaublichen Entdeckung (offenbar) und einem damit verbundenem, gigantischem Geheimnis da, ein erster Liebling hat bereits seine dunkle Seite gezeigt und erste Bezugspersonen der Darsteller segneten das zeitliche oder sind kurz davor. Da wir alle wissen, wie Lost geendet hat, hoffen wir einfach mal, dass nicht so eine unglaubliche Scheiße dabei rauskommt. 

Wer also Amazon Prime Mitglied ist, der sollte auf jeden Fall mal ein Auge auf das Teil werfen, auch wenn es eben nur auf englisch greifbar ist. Außer, du kannst kein englisch. Dann lass' es lieber. Ansonsten: klick rein. Anschauen. Das ist ein Befehl.



Habt ihr schon ein Auge darauf werfen können oder das Buch gelesen?  Wie steht ihr zu dem Thema? Ab in die Kommentare damit. Bis zum nächsten Flimmerabend ...




Samstag, 21. Februar 2015

Spongebob 3D (2015)


Spongebob Schwammkopf 3D


Spätestens seit dem Simpsons-Film ist jedem klar, dass man bei einer Kino-Adaption einer TV-Serie einen Fehler nicht machen darf: Erwartungen haben. Denn dann kann man fast nur enttäuscht werden. Hält man diese jedoch gering oder gar ganzh ausgeklammert - und ist somit auch vorurteilsfrei - stehen einem unterhaltsamen Filmerlebnis kaum noch sperrige Dinge im Weg.

Genau das habe ich mir auch vorgenommen, als Spongebob Schwammkopf 3D angekündigt wurde. Und das fiel zugegeben schwer, denn der Trailer konnte sich wirklich sehen lassen. Und auch die animierte Darstellung der dreidimensionalen Serienhelden passte - oder besser: passt - hervorragend in das Realbild-Konzept. Der gelungene Mittelweg zwischen Original-Erscheinungsbild und fotorealistischer Umsetzung. Der Trailer machte Lust auf mehr ... oder auf Meer. Also: das optische Visualisierungskonzept vor Augen und ohne großen Erwartungen ging ich an den Film ran. Und was soll ich sagen? Der Film hat es geschafft ...



... trotzdem zu enttäuschen. Schuld daran war genau eine Sache: der Trailer. Wie es leider immer wieder passiert, verschafft der erste offizielle Blick auf die Filmszenen einen völlig falschen Eindruck. Und auch das Werbekonzept dazu (Bilder, Plakate, Teaser, ...) macht genau das Selbe. Wäre ich ohne diese PR-Kampagne und ohne jegliche Vorkenntnis an diesen Film herangetreten, wäre ich sicherlich positiv überrascht gewesen. Aber so ...

Fakt ist: die Darstellung der Hauptakteure wie sie und die Vorschau geliefert hat, schafft es im Kinofilm auf eine Nettospielzeit von etwa 15 Minuten. Der Rest ist - wie gewohnt - gezeichnet. Eine lange Serienfolge könnte man sagen. Auch die im Trailer gezeigten Gags sind genau jene, die Jung und Alt ansprechen. Viele sind tatsächlich nur für die vorpubertäre Zielgruppe geschaffen. Natürlich bleibt der - dem geneigten Fan oder Gelegenheitszuschauer bekannte - Humor nicht ganz auf der Strecke. Aber unterm Strich ist es ein für Kinder lustiger Streifen, der hier und da auch mal den Erwachsenen ein Schmunzeln abringt, in seiner Gesamtheit jedoch am Ziel vorbei schießt.

Ich gehöre definitiv zu den Leuten, die sich einen Film - egal ob mittelmäßig oder genial - gerne auch ein weiteres Mal ansehen. Solange ich mich dabei unterhalten fühle. Doch hier ist keinerlei Impuls verspürbar. Wahrscheinlich, weil die ohnehin geringe, ja, sogar die einzige Erwartung an den Film, völlig enntäuscht wurde. Alles, was an Realdarstellung im Kino zu sehen ist, kennt man (gefühlt) bereits vollständig aus der Vorschau. Alles andere ist guter alter Spongebob-Zeichentrickspass. Kommt aber auch nicht ganz an den ersten Film von (ich glaube) 2004 ran. Wenn man das halt vorher nur wüsste.

Daher bleibt mir leider nichts anderes übrig, als meine erste Wertung in der unteren Hälfte zu vergeben. Das hat zwar der lustige gelbe Kerl aus Bikini Bottom aufgrund der unterhaltsamen TV-Stunden nicht unbedingt verdient - wir Zuschauer aber auch nicht. Vor allem, weil Thaddäus nicht die altbekannte Stimme hat. Einzig positives: seit heute weiß ich offiziell, dass Patrick Star, Vin Diesel und Nicolas Cage den selben deutschen Synchronsprecher haben. Hat zwar nichts mit dem Film zu tun - ist aber irgendwie witzig.

Popcorn-Wertung (wäre vielleicht ohne meine Erwartungshaltung besser ausgefallen - so um eine oder zwei ... 4/10


Gebt ihr mir recht? Was haltet ihr von Spongebob? Schreibt es mir in die Comments. Bis zum nächsten Mal, Flimmerfreunde. Und klickt euch gerne mal durch den Blog, da finden sich noch (wenige) weitere geistige Ergüsse.


www.youtube.com/marcolatur/videos



Freitag, 20. Februar 2015

Baymax - Riesiges Robowabohu



Baymax - Riesiges Robowabohu

Irgendwie schafft es Disney immer wieder, eine erfolgreiche Geschichte neu aufzulegen und alles in einem ganz anderen Universum mit frischem Wind zu inszenieren. Zuletzt mit "Frozen - die Eiskönigin". Die Geschichte eines Adels-Sprößlings, der sich für etwas dramatisches die alleinige Schuld gibt, davon läuft, Lieder singt und dann - als das Königreich langsam den Bach runter geht - zurück kehrt um alle zu retten. Worum ging es im "König der Löwen" gleich nochmal?

Nun läuft "Baymax - Riesiges Robowabohu" im Kino. Ein Film mit Science Fiction-Elementen, viel (Situations-)Humor, ausreichend Action, langsame emotionale Abhängigkeit zum Neuling und zugleich eine herzliche Familiengeschichte über verlorene Eltern, Zusammenhalt und einem Sieg über einen übermächtig erscheinenden Gegner, der im Grunde gar nicht so böse ist. Worum ging es in "Lolo & Stitch" gleich nochmal?



Aber diese Parallelen interessieren nicht, weil sie dank einer liebevollen Inszenierung, packender Szenen und - wie gewohnt - ausgewogenen Charakteren einfach eine gewohnt gute Disney-Leistung an den Tag legt. Zwar merkt der geneigte Insider durchaus einen Unterschied, wenn Pixar nicht federführend am Grundentwurf sitzt - doch am Ende kommt man aus dem Kino und fühlte sich gut unterhalten. Und genau das sollte das Ziel eines Filmes sein.

Die Geschichte ist - ohne viel zu spoilern, wie immer - schnell erklärt: Hiro Hamada (14 J.) ist ein kleines Technikgenie, verliert jedoch sehr früh seine Eltern und nun auch eine weitere wichtige Bezugsperson. Doch diese hinterlässt ihm etwas: einen medizinischen Roboter als letztes und unerwartetes Erbe. Und einen Fingerzeig in Richtung künftigen Lebensweg. Doch Hiro muss aufgrund bestimmter Ereignisse leichte Änderungen an dem aufblasbaren Robo-Arzt vornehmen. 

Der Humor trifft meist voll ins Schwarze. Vor allem, wenn man weiß, dass es sich bei Baymax um eine Anlehnung an eine kurzlebige Marvel-Comicreihe handelt. Der Cameo-Auftritt von Stan Lee ist gar nicht zu übersehen. Und auch für die Rapunzel-Fans wurde ein kleiner Blickfang versteckt (Tipp: Polizeistation, Hintergrund). Das Figurendesign ist ohnehin stark an Rapunzel und Frozen angelehnt. Why not. 

Das Urteil: gekonnt wie beinahe immer schafft es Disney mit diesem Film die Kleinen und die Großen gleichermaßen zu unterhalten. Die Story ist eine weichgezeichnete Superhelden-Comicverfilmung mit Humor, guten Charakteren und dem nötigen Emotionalen Auf und Ab. Und bei weitem nicht so emotional zerstörerisch wie die Todesszene von König Mufasa im "König der Löwen" (vermutlich der Tag, als meine Kindheit starb). Eine gute 7/10 ist da eine faire Wertung. Man darf nicht vergessen, dass alles ab 7 einen Platz in meinem Bluray-Regal verdient hat und ich ohnehin keine 10 hergebe, wenn mich der Film nicht direkt in neue Bahnen schießt. Was bisher nicht vorkam.



Seid ihr meiner Meinung? Habe ich etwas übersehen? Wie urteilt ihr und warum? Schreibt es mir ruhig. Bis zum nächsten Flimmerabend, Leute.


www.youtube.com/marcolatur/videos




Donnerstag, 19. Februar 2015

Birdman



Birdman 
(oder: die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)


Wie genau wollt ihr den Film erklärt haben? Fangen wir mal dezent an. Wenn dieser Film nicht jeden verfügbaren Preis in diesem Jahr für seine Kameraleistungen erhält, werde ich mir nie wieder eine Oscar-Verleihung ansehen. Nicht mal mehr, wenn es ein fiktionaler Film über einen Academy Award ist. Good bye, Nackte Kanone 2 1/2.

Der Film zeigt ab der ersten Sekunde, dass er nicht das ist, was den geneigten Michael Bay-Fan im Kinosessel lässt. Ich dachte an den Moment zurück, als ich im Kino saß und "Inglorious Basterds" ansah. Es lief gerade der Quasi-Dialog (Filmanfang), der Christoph Waltz zu seinem Oscar verhalf. Ihr wisst, die deutsch-französische Szene in dem kleinen Bauernhäuschen. Als hinter mir jemand sagt: "Gott, ist das langweilig." Ich drehte mich um, nahm seine Billigbier-Flasche und rammte sie ihm durchs Auge in die Synapsen. Zumindest in Gedanken. Der Film-Gott hätte es so gewollt. Ich schweife ab.

Vergleichbar damit ist aber die Eröffnungsszene von "Birdman" mit einem mehr als überzeugenden Michael Keaton in der Hauptrolle. Ich denke, es ist nicht gespoilert (weil: Eröffnungssequenz) wenn ich verrate: Michael Keaton (oder besser: seine Rolle Riggan Thomson) meditiert in seiner Künstlergarderobe. Und zwar schwebend. Frei im Raum. Ohne Grund. Nicht die einzige Szene, die solche Fähigkeiten zeigt. Aber sie macht dem Zuschauer schnell klar: Ich bin kein Film wie alle anderen, Popcorn-Gesicht. Ich bin anders. Und damit hat er recht ...



Es dauerte zugegeben lange. Sehr lange für einen Cineasten. Ich denke mal, so irgendwo zwischen fünf bis sieben Minuten sind verstrichen bis ich mir irgendwann dachte: "Moment mal ... wurde da jetzt eigentlich schon irgendwo mal geschnitten?" Wenn man sich an den weiteren gut 110 Minuten orientieren darf, war die Antwort klar: nein. 

Es ist eine astreine One-Shot-Produktion, alles mit einer Kamera gedreht, die komplett einfach nur durchläuft. Na ja, zumindest gefühlt. In einigen Szenen wird klar, da muss jetzt geschnitten worden sein. Aber allein die Vorstellung, dass dies nicht der Fall gewesen wäre, macht die Kamerafahrten um so beeindruckender. Dann kam der zweite heftige WTF-Moment und ich hätte mir eine Fernbedienung fürs Kino gewünscht. Aber zum Glück kam dieser Effekt noch öfter - unbemerkt - so ganz nebenbei, als wäre es die einfachste Sache der Welt: Kamera vor dem Spiegel. Aber: Kamera unsichtbar. Und wir reden hier immer noch von einem One-Shot-Film.

Da wurde also der Spiegel nicht durch eine Glasscheibe ersetzt und auf der anderen Seite standen die Zwillinge der Schauspieler (siehe: Terminator II - Tag der Abrechnung. Da war das nämlich so). Es waren immer noch durchgehende Szenen ohne Cuts, Kamerafahrten vor dem Spiegel und wechselnde Personen innerhalb der Sequenzen. Da braucht es doch etwas mehr als nur Greenscreen und Adobe After Effects. Aber es ist wie bei einer guten Zaubershow: man will gar nicht wissen, wie es funktioniert. Man freut sich nur darüber. Für Filmfans (Nein, Michael Bay macht KEINE Filme. Er macht Fastfood!) ist das ein regelrechter Genuss - wenn man sich auf eine etwas abgedrehte Erzählkunst einlässt, die aber gleich sowas von gar nichts mit Realismus am Hut hat.

Mein Urteil für diesen Film - und so möge es für alle Zeiten gepriesen sein:



Dieser Streifen schafft es bereits jetzt in meine All-Time-Favorits. Und das völlig unabhängig von Michael Keatons Geschichte. Wer diesen Zusammenhang noch wissen möchte. Riggan Thomson (Michael Keaton) spielte vor 20 Jahren in einer Comicverfilmung den Birdman. Was für ein Zufall, was? Dieser Film brachte ihm Ruhm und Geld, Frauen und Fame - ganz ohne Social Networks. Doch dann verschwand er in der Versenkung und niemand hörte mehr etwas von ihm, bis er - 20 Jahre später - ein Theatherprojekt nach New York brachte um irgendwie ein Comeback aus der Bedeutungslosigkeit zu schaffen. Mit diesem Stück steht und fällt alles, was ihn darstellt, was er ist, was er war. Und aus der Vergangenheit meldet sich (meist aus dem Off) immer wieder sein Alter Ego Birdman. Spricht mit einer sehr rauen, dunklen Stimme, die stark an den Christian Bale'schen Batman erinnert.

Okay, und wer jetzt noch Starthilfe braucht. Birdman ... Batman ... Riggan Thomson spielte Birdman und 20 Jahre hört man nix von ihm, bis zu diesem Comeback-Versuch. Michael Keaton spielte vor 20 Jahren Batman und seitdem hat man auch nicht gerade viel von ihm gehört - bis Birdman. Und genau dieser Hintergrund verpasst dem Film eine Art Dramatik, die man in dieser Form nur selten in einem Film erreichen kann. 

By the way: dieser Film wird Oscars gewinnen. Das ist so sicher, wie ein weiterer Batman-Reboot in ein paar Jahren. Solange müsst ihr nicht warten, ich werde euch (vorher mir) schon bald wieder etwas neues vor die Linse knallen. Bis dahin, bleibt anständig.





Mittwoch, 18. Februar 2015

Better Call Saul



Better call Saul - Pilotfolge

"War dein One-Night-Stand hässlich? Verklag' die Brauerei. Better call Saul." In diesem Werbetext, den der Streaming-Anbieter Netflix für seine exklusiven Deutschland-Erstsenderechte nutzte, ist eigentlich schon alles erklärt, was man wissen muss. Selbst wenn man zu den vier Menschen des Landes gehört, die noch nie eine Folge "Breaking Bad" gesehen haben. Denn "Better Call Saul" ist das Spin-Off der Emmy-gekrönten Drama-Serie um Walter White und sein blue Meth. Hey ... weiß und blau. Powered by CSU? Na, egal.

Analysieren wir erst einmal kurz die Genialität des Werbetextes. Okay, da es sich um Netflix handelt, sollte dem modernen Menschen klar sein, dass er schon mal keine gelieferte Pizza sondern TV-Unterhaltung zu erwarten hat. "War dein One-Night-Stand hässlich? Verklag die Brauerei. Better call Saul." Saul muss also jemand sein, der Probleme löst. Und zwar - es geht ja um eine Klage - vor Gericht. Ein Anwalt also. Ein Anwalt, dem kein Fall zu dumm scheint. Eine Brauerei verklagen, weil man durch ihr Bier Sex mit einer hässlichen Frau hatte. Der Typ hat also sowas von gar keine Skrupel. Offenbar ist er redegewandt, irgendwie genial und/oder völlig daneben und er scheint auf dem Gebiet durchaus eine große Nummer zu sein. Und das beste: er hat kein Problem damit, für einen Sieg die objektive Hässlichkeit - oder den Grad der Schönheit - einer völlig unschuldigen Frau zu einer öffentlichen Diskussion zu machen. Dieser Mann gewinnt keine Multi-Konzerne als Partner - aber er gewinnt die Jury. Und damit ist auch alles über die Serie gesagt. Mit drei kurzen Sätzen.



Wer jetzt hier aber eine Comedy-Show erwartet, sollte vielleicht erst einmal einen Blick auf die Namen hinter den Kulissen werfen. Es scheint fast das komplette "Breaking Bad"-Team wiedervereint. Und das sieht man bereits ab der ersten Minute. Die komplette Einführung (noch vor dem Intro) kommt ohne ein Wort der Akteure aus. Szenen wirken durch ihre Kameraposition und durch die Zeit, die sich für das Erzählen genommen wird. Ein anderes Team hätte jede Folge von Breaking Bad als 20minüter drehen und schneiden können - was heißt können, sie hätten es getan. Aber davon lebt(e) BB ja gerade: die Szenen erzählen die Geschichte, nicht die Schauspieler. Oft auch in der völlig ausgedehnten Darstellung von einfachsten Dingen. Dem Kochen eines Menüs, dem Verschieben eines Möbelstücks, dem Beobachten einer Fliege - in der Einfachheit mancher Dinge werden komplexe Gedankengänge oder Emotionen symbolisiert.

Vergleichbares auch bei "Better Call Saul", das alles andere als eine Comedy-Sendung zu werden scheint. Gut, der Charakter Saul Goodman ist durchaus mit einer ordentlichen Portion Situationscomedy (kurz: "Sitcom" - wieder was dazu gelernt, was) ausgestattet, doch die Pilotfolge stellt bereits die Weichen auf das Genre Drama. Worum es geht? Nun, das Ganze beginnt etwa sechs Jahre vor Breaking Bad, ist also ein Prequel. Aber eines, das wohl spätestens nach Staffel fünf oder sechs sein Ende gefunden haben soll. Würde der Philosophie der Macher ähnlich sehen. Und es geht im Grunde darum, wie Saul Goodman (der gar nicht Saul Goodman heißt) zu dem wird, der er für Walter White und Jessy Pinkman später ist.

Mehr muss dazu noch gar nicht gesagt werden, denn mit den spärlichen Infos kratze ich bereits am Spoiler-Alarmbutton. Und wer Breaking Bad mochte, sollte dieser Serie - ohne Comedy-Erwartungen - unbedingt eine Chance geben. Auch wenn noch nicht alles ganz ausgereift scheint, es ist ja schon mal bezeichnend, dass bereits vor der Weltpremiere der Pilotfolge schon Staffel 2 in Auftrag gegeben wurde. Noch ist Luft nach oben. Aber wir haben bereits jetzt eine sehr vielversprechende Serie. Ich freue mich auf weitere Folgen und bin gespannt, welcher Erzählrhythmus sich dann manifestieren wird.


Die Wertung für die Pilotfolge, unmittelbar nach der ersten Sichtung: 7/10





Und was könnte als Youtube-Link hier wohl besser passen, als mein erstes Video zur Themen-Serie "doofe Gesetze"? Klickst du drauf, schaust du rein. Bis zum nächsten Flimmerabend. Ich wünsch euch was.