Montag, 30. März 2015

Californication (alle sieben Staffeln)


Gott sei Hank ...

Uhuuu ... Weltpremiere. Eine erste komplette Serie in der Besprechung. Und ihr könnt es schon ahnen: eine, die ich mir freiwillig angesehen habe. So freiwillig, dass ich alle Staffeln (teils auf englisch, weil früherer Release) in meinem DVD-Regal habe. Für manche vielleicht unverständlich - doch andere warten schon darauf, sich die einzelnen Boxen zu borgen.
Lange vor Mega-Spielfilmen im Serienformat (also, lange vor "Breaking Bad" und "Game of Thrones") war es Sitte, Geschichten in kurzen, unterhaltsamen Häppchen zu servieren (bevor nun alle völlig ausflippen: ich habe Heisenberg und die Starks - soweit veröffentlicht - auch begeistert angesehen). So begab es sich im Jahre des Herrn 2007, dass "Californication" erstmalig ausgestrahlt wurde. Das Wort "Californication" wird ja gerne - soweit "gerne" hier das passende Wort ist - als "Kalifornisierung" übersetzt. Zumindest bei solchen Fachzeitschriften wie "Tina" oder "Brigitte".
Fakt ist, es handelt sich um eine Wortkombination. Zum einen ist ein US-Staat gemeint (ihr dürft jetzt versuchen, selbst zu erraten, welcher) zum anderen ist der nette kleine Begriff "fornication" also "Unzucht" mit eingebaut. Und damit ist die Basisgeschichte schon erklärt. Unzucht in Kalifornien. 



Worum geht's? Es geht um Henry "Hank" Moody (David Duchovny), seines Zeichens Bestsellerautor des Buches "God hates us all". Ebenso wie seine anderen Bücher "South of Heaven" und "Seasons in the Abyss" trägt auch sein berühmtester Roman den Titel eines Slayer-Albums. Das aber nur als Funfakt am Rande. Auf jeden Fall ist das Werk so erfolgreich, dass Hank zum einen ein gutes Plus auf seinem Konto hat, zum anderen es sogar als Kinofilm weitere Tantiemen bringen könnte - zumal ein nicht näher genanntes Hollywoodpaar namens Tom und Katie die Hauptrolle spielen.

Hank zieht also des Erfolges wegen von NY nach LA. Zusammen mit seiner Tochter Bekka und deren Mutter Karen. Hank und Karen haben nie geheiratet, was wohl ganz gut ist, denn obwohl er seine Karen und auch seine sarkastisch veranlagte Metal-Tochter über alles liebt, schlittert er von einem One-Night-Stand und einer berauschenden Substanz zur nächsten. Sex, Drugs & Rock'n'Roll. Und dem smarten, wortgewandten Hank fällt es auch nicht schwer, bei jeder Gelegenheit an Frischfleisch zu kommen. Und Karen bekommt das immer mal wieder mit. Obwohl sie so sehr mit ihm endlich ein anständiges Familienleben haben würde, weiß sie um die Natur ihres Liebsten. Ihre Gefühle zueinander sind echt - doch beide wissen, dass sie ein sehr einsturzgefährdetes Gebilde versuchen zu bewohnen. Karen nimmt ihm seine Eskapaden nicht mal übel - wohl aus Gewohnheit.




Im Laufe der finalen 7. Staffel fällt sinnbildlich folgender Dialog:

TV-Produzent über eine gemeinsame Bekannte: "Zuerst war ich bei ihr, danach war Hank in ihr."
Karen: "Wie bitte!? Moment, warte. Okay, warum wundert mich das eigentlich? Natürlich war er in ihr, wir reden hier von Hank."

Wer viele blanke Brüste, völlig kaputte (und ich meine wirklich kaputte) Charaktere, verzwickte Vielecksbeziehungen und wilde Rauschzustände sehen möchte - gewürzt mit teils genialen Dialogen - der sollte sich "Californication" nicht entgehen lassen.

Jedoch gibt es ein großes Minus. Während die ersten fünf Staffeln einfach nur brillant waren, lassen die letzten beiden doch arg nach. Das ist sogar noch einfach zu begründen, denn die Geschichte um Hank und seine Bettgeschichten war ursprünglich tatsächlich auf nur fünf Staffeln ausgelegt. Aufgrund des großen Erfolges in den USA ließ man sich breitschlagen, noch zwei weitere Staffeln dranzuhängen. Und das, obwohl mit der letzten Folge der Season 5 bereits ein versöhnlicher und nicht zu sehr von Hollywood weichgespülter Abschluss gefunden wurde. Nun musste es weitergehen. Und das schnell, um keine zu lange Pause zwischen den Episoden entstehen zu lassen. Und das merkt man eben. Aber auch die schlechteren Finalstaffeln schaffen es nicht, mehr als nur eine Popcorn-Tüte aus der Gesamtwertung zu kicken. Daher bleibt immer noch ein anständiges 8/10.




Es ist natürlich für die Serie nur förderlich, dass Hauptdarsteller und Produzent David Duchovny in der Vergangenheit tatsächlich selber mit sexuellen Eskapaden Schlagzeilen schuf. Er machte aus der Not eine Tugend und aus seiner Sexsucht eine Serie. Hat geklappt. Die Serie - von allem die ersten 5 Staffeln - sind genial, haben einen hervorragenden Humor und zeigen eine Glamourwelt, ganz ohne Glamour. Sondern mit vielen Drogen und noch mehr Sex. Und den damit verbundenen Problemen.

Das Buch "God hates us all" ist übrigens tatsächlich im Handel erhältlich, aber nur etwas für richtige Fans. Kein großes Kunstwerk und ich glaube, das bisschen, was man dem Buch abgewinnen kann, hat der Charakter Hank Moody zu verantworten, den man sich als Protagonisten des Romans vorstellt. Lasst lieber die Finger davon und konzentriert euch auf die Serie.

Habt ihr die Serie gesehen? Wie ist eure Meinung? Eure Lieblingsszene würde mich auch interessieren. Also, nur raus damit. 





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Freitag, 27. März 2015

Sharknado (2013)


Hailige Schei*e

Trash kann richtig cool sein. Denkt man schon allein an die ganzen spät70er-Science Fiction-Filme, die versuchten, auf der "Krieg der Sterne"-Welle mitzureiten. Wenn ihr euch echt mal schlapp lachen wollt, empfehle ich "Star Crash" mit einem viel zu jungen David Hasselhoff. Vergesst das Dosenbier nicht.

Aber was da bei Sharknado rumgekommen ist und wie dieser Streifen so viel Kult erreichen konnte - nein, das bleibt mir absolut verborgen. Ich check's einfach nicht - vielleicht bin ich inzwischen zu dumm für solche Filme, ich weiß es nicht. Achtung, jetzt gibt es ein paar kleine Spoiler, das ist mir aber echt sowas von egal. Schließlich möchte ich euch ja nicht von diesem Dreck überzeugen.

"Sharknado - Genug gesagt" hat - zumindest vom Titel her - schon einmal alle Infos bereit gestellt, was einen erwartet. Trash. Fertig. Und Trash kann cool sein. Aber bitte, jegliche noch so kleine Idee von realistischer Umsetzung mit Anlauf von hinten ohne Gleitgel in den Allerwertesten zu fis*en, dass ist doch echt nur noch eine Beleidigung für jeden, der einmal ein halbwegs gutes Video mit seinem Samsung-Handy aufgenommen hat. Handy. Nicht Smartphone.




Im Bild sehen wir die Szene im Haus von Tara Ried (American Pie, The Fields). Ich habe keine Ahnung, wie ihr Rollenname war und ich möchte es nicht mal mehr nachgooglen. Wie wir sehen, steht den Protagonisten das Wasser bis zur Hüfte. Grundsätzlich ja genug Platz für einen Hai. Aber das Wasser kam ja nicht aus der Badewanne, sondern drückte durch die Fenster rein ... weil das Wasser so hoch stand ... bei dem Haus ... am Berg oben ...

Aber keine Angst, als sie der wilden Kreatur völlig überraschend doch entkommen konnten, war alles trocken vor der Haustüre. Oder zumindest nur von regen etwas angeplätschert. Das alleine hätte ich noch mit Humor nehmen können. Gut, die schauspielerischen Leistungen, die absolut grottige CGI, die dumpfsinnigen Dialoge und die Logiklöcher - die eigentlich eine Daseinsberechtigung im Trashbereich haben - haben es mir schon etwas schwerer gemacht. Sogar für dieses Genre war das schon fast zu viel. 

Aber als dann ein Schulbus bis zu den Reifen im Wasser stand und sich Flossen näherten in der gefühlten Größe von Walhaien ... na ja, da hätte man auch noch lachen können. Konnte ich auch. Bis der Schnitt kam und wir den Hai unter Wasser sahen. Doch nicht etwa über Asphalt gleitend, den Schulbus umkreisend. Nein, die Unterwasseraufnahmen waren aber sowas von Unterwasser - mitten im Ozean aufgezeichnet. Kubikmeter von Salzwasser vor, hinter, über und unter den posierlichen Tierchen. Das war mir dann echt einfach zu viel. 

Ich konnte nicht mehr daran denken, wie Produzenten und Cast voller Freude über den Kultstatus in ihrer Mietwohnung nahe L.A. saßen - ich musste sie mir als Filmemacher vorstellen, die sich kaputt lachen über die Dummheit der Zuschauer: "Die zahlen echt Geld für diese Scheiße!"

An dieser Stelle habe ich den Film dann ausgemacht. Ich glaube, ich habe sogar die Wohnung verlassen, weil ich nicht mal mehr den Fernseher in meiner Nähe haben wollte. Eine mehr als spendable halbe Popcorntüte bekommt dieser Film. Dafür, dass sie überhaupt etwas gemacht haben, statt vor der Künstlersozialkasse zu betteln.


Wenn ihr eure Zeit sinnvoller ver(sch)wenden wollt, aber auf Sharknado nicht ganz verzichten möchtet, dann habe ich hier einen kleinen Webtipp für euch. Produktionskosten vermutlich nicht sehr viel anders, aber wesentlich besser produziert. Superman vs. Sharknado! Have fun.






Und die Liste aller gesehenen Filme und Serien bisher findet ihr --> hier <--



Dienstag, 24. März 2015

Focus (2015)


König der Diebe

Wenn man nicht manchmal das aktuelle Kinoprogramm googlet, bekommt man nicht zwingend jeden Streifen auf den Schirm. Das kann gut sein, das kann übel werden oder es ist vertretbar - sehr viel mehr Optionen bleiben ohnehin nicht mehr. Bei "Focus" war es auch so - zumindest bei mir. Wenn ich nicht zufällig mal beim Lichtspielhaus meines Vertrauens auf die Website gestolpert wäre - nie hätte ich von diesem Film erfahren ...

Was auch schade gewesen wäre, denn er war durchaus sehenswert. Bevor ihr euch also in irgendeine Hausfrauen-Sadomaso-Twilight-Fanfiction schleppen lasst, erzählt unbedingt von einem neuen Will Smith-Film, indem er auch oben-ohne zu sehen ist. Das könnte klappen. Auch wenn Willie inzwischen älter ist als sein Bel-Air-Onkel Phil zu anfang der Kultserie. Dafür spielt sein Sohn mal nicht mit. Pluspunkt!

Worum geht's? Soweit ich mich erinnere tatsächlich um einen Film, der ohne Nachnamen auskommt. Was auch mal angenehm ist. Nicky (Will Smith, "I am legend", "Das Streben nach Glück") ist ein Trickbetrüger. Und zwar einer, der im richtig großen Stil agiert. Dazu hat er eine rund 30köpfige Crew um sich. Aber das Team soll ausgebaut werden und er hat ein Auge auf Jess (Margot Robbie, "The Wolf Of Wall Street") geworfen. Auch wenn sie glaubt, dass es anders rum ist, denn auch sie ist eine Trickbetrügerin - die noch einiges zu lernen hat.

Nicky bringt ihr vieles bei und zieht mit ihr die richtig großen Dinge durch.


https://www.youtube.com/watch?v=MxCRgtdAuBo


Das ganze gipfelt in der zufälligen Begegnung mit dem Glücksspieler Liyuan (BD Wong, "Law & Order: New York", "Awake"). Hier wird Jess unfreiwillig zum großen Joker bei einem völlig bescheuerten Wettspiel mit lächerlich hohem Einsatz. Klingt jetzt abwertend, macht den Film aber extrem spannend - und die Rolling Stones spielen (zumindest aus dem Off) eine wichtige Rolle. Das kann also nur cool sein. So will es das Gesetz.

Ohne nun weiter ins Detail zu gehen trennen sich ihre Wege schwerenherzens (für beide ... offenbar ... bei Trickbetrügern kann man nie sicher sein), doch drei Jahre später laufen sie sich wieder über den Weg. Nicht geplant - aber doch aus vergleichbarer Motivation.

Der Film verleitet einen förmlich dazu, hier und da zu grübeln, wer jetzt was genau im Schilde führen könnte. Und - so wie es Trickbetrüger auch machen - lenkt er von einem gewissen Twist ab, den ich aber sowas von gar nicht auf dem Schirm hatte. Weil ich zu sehr mit anderen möglichen Fallen beschäftigt war. Der Film hat mich sehr gut unterhalten, hat eine ganz nette Story, coole darsteller und eine ausgewogene Mischung der Charaktere. Daher verpasse ich ihm dezent eine 7/10.



Verantwortlich - also als Autoren und Regisseure - waren das Erfolgs-Duo Glenn Ficarra und John Requa, die schon gemeinsam "Crazy. Stupid. Love" gedreht und "Bad Santa", "Die Bären sind los" und "Biber-Brüder" geschrieben haben.

Was sagt ihr zu den Film? Seid ihr mit mir? Hinterlasst mir eine Info. Die Komplettübersicht aller Filme findet ihr übrigens am Textende in Link-Form oder durch Klick ins oberen Banner.


www.youtube.com/marcolatur/videos

Mit Klick auf das Szenenbild kommt ihr zu Filmtrailer.
Übersicht aller Kritiken: http://flimmerabend-liste.blogspot.de/





Freitag, 20. März 2015

Chappie (2015)



Nummer 5 bebt ...

In einer gar nicht so fernen Zukunft werden menschliche Polizisten durch Polizei-Roboter ersetzt. Das vernichtet zwar Arbeitsplätze, aber immerhin schützt es kleine Kinder davor, ihren Papa nach einem Sondereinsatz beerdigen zu müssen. Das ist ja grundsätzlich auch nicht soooo schlecht. Okay, Papa könnte jetzt als alkoholkranker Familienprügler zu Hause sitzen, aber darauf gehen wir gar nicht ein. Der Film will ja keine Kontroverse auslösen - oder ... zumindest hätte er dieses Ziel weit verfehlt.

Nun passiert es, dass einer der Roboter abgeschossen wird (ja, auch Gangster wehren sich. Vor allem, wenn es nur noch wenige sind). Und einer der Entwickler kommt zeitgleich auf den Trichter: hey, ich könnte die Maschinen doch mit menschlichen Fähigkeiten ausstatten. Denken, Lernen, Urschache-Wirkung-Erfahrungen, Beschützerinstikt, Unterscheiden zwischen Richtig und Falsch, Kunstgespür, usw. 

Nun haben die großen Geldgeber natürlich wenig Interesse an einem Militärspielzeug, dass lieber Goethe zitiert, anstatt böse Räuber mit Blei voll zu pumpen. Also muss das kleine Programmiergenie Deon Wilson (Def Patel, "Slumdog Millionär") diesen kaputten Roboter aus der Schrottpresse klauen, um seine neue Software an ihm zu testen. Böse Buben sind derweilen unterwegs um Deon zu entführen, weil ja schließlich er die Fernbedienung für alle Polizeiroboter haben müsste. Hat er nicht. Aber die Ganoven haben nun einen Roboter, den sie für ihre Zwecke nutzen können. Auch, wenn er alles erst noch lernen muss, da sein erstes Hochbooten zwar viele Fähigkeiten freisetzt, er jedoch - wie jeder Mensch als Säugling - erst einmal bei Null anfängt.


Statt eines Robocops mit Hang zum Geldtransporter überfallen haben sie nun einen "Nummer 5 lebt"-Tollpatsch, der glaubt, Menschen würden nur schlafen, wenn man ihnen ein Messer zwischen die Rippen donnert. Gewissenbisse via Bits and Bytes sind da also vorprogrammiert. So, und nun stehen wir vor einem Problem, dass Regisseur Neill Blomkamp (District 9, Elysium) mal wieder nicht lösen konnte. Wir haben die perfekten Zutaten für einen starken Film mit Tiefgang, Action und Humor. Allerdings schmeißt er alles in den Mixer und danach in die Mikrowelle, anstatt sich an das Thermomix-Rezept zu halten. Am meisten nerven die charakteristischen Sprünge der Protagonisten. Der böse Bube wird plötzlich im Ansatz gut, doch dann zieht er wieder was echt Mieses ab woraufhin er wieder ganz liberal wirkt um dann ganz aufopferungsvoll doch noch zum Arsch zu werden. Hä!? Ja, genau. Die ganzen Rollen - und deren Verhalten - sind teilweise nur mit viel Fantasie glaubwürdig, die Story nimmt sich zu wenig Zeit, erzählt zu werden, das Ende ist einfach nur noch lächerlich. 

Dummerweise hat mich der Film trotzdem unterhalten. Irgendwie - aber immerhin. Man verpasst nichts, wenn man ihn nicht gesehen hat, aber bevor man sich die 73. Wiederholung von "Jumper" im Free-TV ansieht, kann man sich gerne mal diesen Streifen auf Silberscheibe einlegen. Kino ... neee, muss nich'. Optisch ist der Film einwandfrei, schönes Screenplay, coole Locations, irgendwo zwischen "The Walking Dead" und "Bourne-Identität". 


Seid ihr da bei mir oder war der Film für euch noch schlechter? Oder habt ihr ihn übelst gefeiert? Wenn ja, warum? Nur weil Hugh Jackman mitspielt, oder gab es auch richtig gute Gründe, die für den Film sprechen? Let me know. Bis zum nächsten Flimmerabend.




Dienstag, 10. März 2015

Idiocracy (2006)


In the Year 2525 ...


Es gibt Filme - nicht oft, immer wieder mal - die wandeln auf einem schmalen Grat zwischen genial und völlig wahnsinnig. Idiocracy ist beides. Irgendwie. Für uns Deutsche beginnt das schon beim Titel. Denn entgegen vielen Vorurteilen heißt der Streifen nicht Idiocrazy sondern Idiocracy. Was sich auch wesentlich auf die Aussprache auswirkt. Aber das nur am Rande.

Kommen wir zu der entspannten Science Fiction-Komödie. Wobei man in einigen Szenen das Gefühl hat, dass es mit "Fiction" erschreckend wenig zu tun hat. Aber dazu kommen wir gleich.



Fassen wir es kurz zusammen: Joe Bauers (Luke Wilson, "Die Super-Ex", "Old School") ist sowas von durchschnittlich, dass selbst Max Mustermann eine Lichtgestalt abgibt. Darum wird er von seinem Arbeitgeber - dem Militär - für das Projekt "Winterschlaf" ausgewählt. Ein Jahr sollte der experimentelle Konservierungsschlaf dauern - dummerweise wurde es dezent länger. Er und seine Mit-Probandin Rita (Maya Rudolph, "Kindsköpfe", "Brautalarm") erwachen im Jahr 2505. Die ganze Welt ist völlig verdummt. Ja - die ganze.

Die Gründe dafür werden bereits zum Einstieg gezeigt - und hey, es ist genau das, was wir tagtäglich sehen. Während die dümmeren Menschen auch nach Kind Nummer fünf immer noch nicht wissen, dass es ab und zu sinnvoll wäre, ein Kondom überzuziehen, warten die Intelligenten auf den richtigen Zeitpunkt, bis die Biologie zuschlägt und einen der beiden aus der Gleichung streicht. Doch in welcher Welt erwachen Joe und Rita nun?

Eine Welt, in der auf jedem Kleidungsstück Werbung zu lesen ist, kein Papierfetzen ohne Sponsoren auskommt, man sich andere Asis im TV reinzieht um sich selber besser zu fühlen und in der Energydrinks das Wasser ersetzt haben, weil der Slogan behauptet, sie wären gesund. 

An was erinnert mich das Ganze im Ansatz gerade? 

Der Film ist ... hmmm ... okay ... wie sage ich es am besten? Geil. Und totaler Schrott. Aber weil sich der Film eben nicht einmal selber versucht, ernst zu nehmen, ist er echt nicht schlecht. Ein Ex-Wrestler als US-Präsident und ein Starbucks in dem das Wort "Latte" noch ernst genommen wird - das allein bürgt doch schon für die Qualität des Films. Und selbst Kulissen und Requisiten wirken einfach nur hingepflastert, weil es ja eh alles nur ein Film ist. Sie sehen auch teilweise sehr künstlich aus. Ganz nach dem Motto: "Ey, wir sind ein Trashfilm. Erwarte jetzt keine Highend-CGIs, du Spacko." Daher gebe ich dem Film eine solide 6/10.




Gut, das klingt dank unseres ach so leistungsorientierten Denkens nach einem schlechten Film, aber bitte, Hirn einschalten. Eine Zehn ist wie bereits erwähnt bei mir ohnehin kaum zu erreichen, also stellt die Fünf die eigentlich reelle Mitte dar. Und damit ist der Film immer noch knapp über dem Durchschnitt.

Ich habe mich gut unterhalten gefühlt, wusste natürlich, dass bei solch einem Streifen Dosenbier statt Bordeaux angesagt ist und ja, den kann man sich schon einmal reinziehen. Wer jetzt noch ein Totschlagargument braucht um diesen Film final einordnen zu können: der Regisseur und Autor von "Idiocracy" ist Mike Judge. Mike wer? Mike Judge, der Schöpfer und Sprecher von "Beavis and Butt-Head". Noch Fragen?

Wer ist meiner Meinung? Mitteilen! Bis zum nächsten Flimmerabend.




Mittwoch, 4. März 2015

Unbroken


Bieg' in Japan

Im Jahre 2010 veröffentlichte Laura Hillenbrands das Buch "Unbeugsam - eine wahre Geschichte von Widerstand und Überlebenskampf". Angelina Jolie hat dies wohl gelesen und war davon so begeistert, dass sie gleich mal als Produzentin der Film-Adaption agierte - und bei der Gelegenheit auch im Regiestuhl Platz nahm. Das Ergebnis? Ich hätte ihr das so gar nicht zugetraut.

Okay, obwohl sich der Film oft wirklich die Zeit nimmt, die er braucht, wirkt die Geschichte doch stellenweise eilig erzählt - aber das hält sich in Grenzen, also suchen wir jetzt nicht zwingend nach Gründen, hier etwas schlecht zu reden. Denn der Film ist nicht schlecht. Und die mehr als zwei Stunden fühlt man jetzt nicht wirklich - zumal er gut unterhält.


Was ist aber eigentlich Sache? Es geht um Louis Zemperini (Jack O'Connell) , seines Zeichens Olympia-Teilnehmer (1936, Berlin) und jüngster Teilnehmer am 5000-Meter-Lauf. Er gewann zwar keine Medaille schaffte aber die letzte Runde in 56 Sekunden und gewann damit die Aufmerksamkeit der Zuschauer. Sieben Jahre später stürzte er während eines Kriegseinsatzes mit einem Flugzeug ins Meer und überlebte dort mit einem Kameraden 47 Tage lang in einem Schlauchboot. "Gerettet" wurde er von den verfeindeten Japanern, die ihn bis Ende in einem Kriegsgefangenenlager hielten.

Dort ist er - wie alle anderen Kriegsgefangenen - den Demütigungen, Machtspielen und Misshandlungen des japanischen Unteroffiziers Mutsuhiro "The Bird" Watanabe ausgeliefert. Dieser scheint an dem Athleten eine besondere Hassliebe zu entwickeln. Einerseits wünscht er sich den Amerikaner italienischer Herkunft als eine Art Freund, gleichzeitig sieht er sich aber in dem unbeugsamen Willen und der inneren Stärke gefährdet - und er versucht, den Olympioniken Louie zu brechen.

Hintergrund-Info: Viele der dargestellten Szenen decken sich zwar mit der literarischen Biographie, jedoch wurden einzelne Schauplätze und Begebenheiten abgeändert. Besipielsweise wird Zamperini im Film durch alle anderen Gefangenen bestraft (zwangsweise), weil er sich weigert, als Propagandamittel zu dienen. Laut dem Buch wurde er jedoch bei einem Diebstahl in der Kantine erwischt - daher die Strafe.

Dass bei so einem Film natürlich die amerikanischer Propag ... äh ... Patriotenbrille aufgesetzt wird, sollte nun wirklich niemanden überraschen. Immerhin wurde dadurch aber der Film nicht völlig weichgespült, wie man es aus anderen Filmen kennt ... hust ... Herz aus Stahl ... räusper ...

Daher halte ich folgende Wertung durchaus als fair ...

Habt ihr den Film gesehen? Gebt mir Feedback - liege ich völlig daneben oder könnt ihr euch mit meinem Fazit anfreunden? Wer den Bericht auf entsprechenden Plattformen teilt, darf sich von mir geadelt fühlen. Besser als nichts, oder?

Bis zum nächsten Flimmerabend, Leutens ...

www.youtube.com/marcolatur/videos