Dienstag, 31. Januar 2017

Die wahren Memoiren eines internationalen Killers (2016)

© Matt Kennedy/Netflix

Als "King of Queens" zu Ende war, wurde es auch um den Schauspieler Kevin James ruhiger. Okay, ein paar Filme hat er dann doch noch gedreht. Entweder fuhr er auf einem Segway durch Kaufhäuser, gab sprechenden Gorillas Zäpfchen oder verprügelte in Käfigkämpfen für einen guten Zweck Athleten. Oder besser: ließ sich verprügeln.

Dann kam Amazon ums Eck und sagte: "Hey, Kevin. Willste mal nicht ein neues Serienformat exklusiv für uns machen?" Machte er. Zumindest den Amazon-Deal. Das "neue Serienformat" sieht so aus: man nehme "King of Queens", tausche alle Schauspieler bis auf zwei aus, verteilt ein paar neue Charakternamen und bringt noch ein paar Kinder mit ins Spiel. Teenager-Tochter und jüngerer Bruder - wie in fast allen Sitcoms. Zack. Fertig war "Kevin can wait". Selbst sein Freundeskreis vor der Kamera sind 1:1 ein Abklatsch seiner alten Heffernan-Clique.

Doch wieso sollte man nur bei Amazon einen Vertrag haben. Also warf auch Netflix seinen Hut in den Ring und siehe da, wir haben eine Komödie mit dem kurzen, knappen Titel: "Die wahren Memoiren eines internationalen Killers".

Wenn Fiktion zur Wahrheit wird

Kevin James spielt den Teilzeit-Schriftsteller Samuel L. Larson. Er schreibt an einem Agenten-Thriller, dessen Held Mason Carver so etwas wie sein Alter Ego darstellt. Der Typ, der er gerne wäre. Darum spielt Kevin James auch die Action-Szenen, die sich vor dem geistigen Auge des Autor immer wieder abspielen. Was im übrigen sehr charmant inszeniert ist. Das Problem ist jedoch, dass niemand sein Manuskript veröffentlichen möchte. Bis er den Anruf bekommt, auf den jeder Schreiberling hofft und in seiner Unwissenheit unterschreibt er ungelesen sofort den Vertrag und fühlt sich prächtig. Bis ein kleines Problemchen auftaucht. Sein Buch "Die wahren Memoiren eines internationalen Killers" wurde nicht als Roman publiziert, sondern als Biografie.

Das bringt natürlich einige persönliche und geschäftliche Probleme mit sich. Denn dummerweise verkauft sich das Buch wie geschnitten Brot und seine Hipster-Verlegerin Kylie Applebaum (Kelen Coleman) bringt ihn gerne in unangenehme Situationen. Und jetzt ratet mal, was passiert? Richtig. Ein paar Busch-Elite-Hardcore-Kämpfer entführen Sam Larson. Schließlich muss er ja einer dieser Feinde sein, der vermutlich etliche der eigenen Leute auf dem Gewissen hat. Und so sieht er sich plötzlich den Kopf der Guerilla-Krieger, "El Toro" (Andy Garcia) gegenübersitzen - mitten in Venezuela. Doch zum Glück bekommt die Hightech-Überwachung der CIA alles mit. Und die Beamten schließen Wetten ab, wie lange er überleben wird. Denn um nicht an Ort und Stelle hingerichtet zu werden, muss Larson nun so tun, als wäre er die Killermaschine mit dem Spitznamen "Der Geist". Sein Auftrag: den Präsidenten Venezuelas töten. Und dann geht ohnehin alles drunter und drüber.

Nicht brillant, aber unterhaltsam

Wer Kevin James will, bekommt Kevin James in Reinform. Natürlich überfordert, hilflos, hysterisch und tollpatschig - aber wenigstens in dieser Rolle kein völliger Vollidiot wie in manch anderen Rollen. Natürlich sind etliche Szenen völlig übertrieben - aber hey, dann dürfte ich mir keinen einzigen Marvel-Film mehr ansehen, wenn mich das stören würde. Und auch auf die attraktive Quoten-Schnecke müssen wir zum Glück nicht verzichten. Diesmal sogar in Lara-Croft-Optik. Und der kleine Überraschungsshowdown (dieses Wort müsste etwa 72 Scrabble-Punkte bringen), den hätten sie besser verstecken können, hätten sie ihn mit einer Leuchtreklame angekündigt. Aber man muss ja kein Erbsenzähler sein. 

Solide Komödie des dicken lustigen Trottels, wie man es erwartet. Aber zum Glück nicht von seiner schlimmsten Seite. Gesundes Mittelmaß und daher 5/10. Er war zumindest keine Zeitverschwendung, das wäre gelogen.



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iBoy (2017)



iDerdaus, das musste ja mal kommen. Wir haben einen neuen Superhelden im Revier. Halb Mensch, halb Smartphone. Nun, dass schöne an dem Film: er ist sowas von brandneu. Im Januar 2017 wurde er erstmals veröffentlicht – auf Netflix. Die haben ihn ja auch produziert.

Es geht um Tom Harvey. Gespielt wird er von Bill Milner – den kennt man unter anderem … na ja … nee, den kennt man noch gar nicht. Aber egal. Tom Havey, der „ganz normale Teenager“ kommt, wie es sich für einen Superhelden gehört in eine ungewöhnliche Situation. Obwohl, in den USA sind Einbrüche mit Schießereien jetzt nicht ganz sooo ungewöhnlich. Oder soll er doch in London spielen? Jetzt bin ich unsicher … O,kay, zurück zum Thema. Auf jeden Fall wird er – und was noch schlimmer ist: sein Handy auch – natürlich so blöd angeschossen, dass (und jetzt kommts) Teile des Smartphones in seinen Körper (Gehirn) eindringen und operativ auch nicht mehr entfernt werden können.

Lade "Humor" ....... laden abgebrochen.

Als er aus dem Koma erwacht, haben seine Smartphone-Teile nicht nur ausreichend Akku, nein, sie haben ihn praktisch mit ihren eigenen Fähigkeit vernetzt. So kann er Kraft seiner Gedanken im Internet surfen, SMSen und Telefonate abfangen und sogar zurückverfolgen und Unmengen an Daten verarbeiten. Sogar die Ampel kann schnell umgeschaltet werden, wenn nötig. Der Traum eines jeden NSA-Abteilungsleiters also. Und wie es sich für einen tragischen Superhelden gehört, wurde bei dem Vorfall auch jemand in seinem persönlichen Umfeld zum Opfer. Seine heimliche Liebe Lucy Walker (gespielt von „Game of Thrones“-Darstellerin Maisie Williams). Ein Mädchen ist also in einer Gefahr (eine Formulierung, speziell für Arya Stark-Fans). Und er nimmt sich vor, diesen Überfall zu rächen. Allerdings übertreibt es der iBoy in seinem digitalen Blutrausch und wendet die Dinge nicht unbedingt zum Besseren.

Irgendwie hat man den Eindruck, die Produzenten haben sich die Mutationssequenzen von Spiderman und Daredevil angesehen und diese als Inspiration für Tom Harveys Verwandlung verwendet. Und vor allem die charakterlichen Entwicklungen werden in einen Film gequetscht. Vom Überfall bis zum Erkennen neuer Fähigkeiten vergehen auch gerade einmal zehn Filmminuten. Sagen wir es, wie es ist: den Film sollte man nicht ernst nehmen. Auch wenn er sich viel zu selbst ernst nimmt. Wieder mal ein Depri-Bub mit Depri-Problemen, der sich ab und zu mal geil fühlt, wenn er seine Kräfte einsetzen kann.

Kennste? Kennste.

Das Thema ist ja grundsätzlich ganz interessant, wurde jedoch in Episoden von „Black Mirror“ charmanter umgesetzt. Die Visualisierung seiner Fähigkeiten ist ganz nett umgesetzt, aber seit „Sherlock“ und „Watch Dogs“ auch nichts Neues mehr. Die Schauspieler sind (abgesehen von Maisie Williams) eben erst aus der Schauspielschule gestolpert. Aber jeder fängt mal klein an, also was solls. Das alles hätte dem netflix’schem Zeitvertreib eine gut gemeinte 5/10 Popcorntüten einbringen können. Aber da sich die Ideenlosigkeit vor allem im großen Showdown  noch einmal lauthals zu Wort meldet, gibt es eine 4/10. Romanvorlage hin oder her.




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